Digital Diamonds

wie Sie digitale Schätze heben

Ein Streifzug durch die digitale Welt voller Anregungen für Unternehmen, Städte und aufgeschlossene Menschen.

Wer den modernen Menschen nur als Missbrauchs-Opfer von Google Streetview, Facebook und dem Industrieanlagen-Virus Stuxnet begreift, unterschätzt seine Findigkeit. Wer die Risiken moderner Informations- und Kommunikations-Technologien unterschätzt, ist naiv. Aber wer ihre Potenziale ignoriert, verbaut sich den Blick auf Chancen.

Hier finden Sie ausgewählte Slides zum Thema, darunter die wesentlichen Thesen.

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Wer surft, hat mehr vom Leben

„Gesundheit“ erzielt bei Google mehr Treffer als „Sex“! Längst sind Internet und Smart Phone mehr als gigantische Informations-, Kommunikations- und Shopping-Plattformen. Sie sind Werkzeuge der Selbstverbesserung und Schmiermittel des Soziallebens. Und genau daraus speist sich die Beliebtheit des Internets. Mehr als die Hälfte der Deutschen können sich ein Leben ohne Internet nicht vorstellen, und bei den unter 30-Jährigen geht fast nichts ohne Web.

„Die tiefgreifendsten Technologien sind die, die verschwinden.

Sie verbinden sich mit den Strukturen des täglichen Lebens, bis sie von ihnen nicht mehr unterscheidbar sind.“

Marc Weiser, Xerox Parc

Technologische Innovation braucht soziale Innovation

Von IBM über VW bis Tchibo wird Innovation heute als offener Prozess verstanden, an dem verschiedenste Unternehmensbereiche, Wettbewerber Kunden und Externe beteiligt sind. Werkzeuge wie Wikis, Blogs und RSS-Feeds unterstützen das kollaborative Arbeiten. Aber noch immer ist jeder vierte Mitarbeiter unter 30 Jahren mit seiner IT am Arbeitsplatz unzufrieden.

Doch die technologische Hinhalte-Taktik mancher Unternehmen hat tiefer liegende Ursachen: Wer Wissen teilt, teilt auch Macht und das stellt traditionelle Organisationsstrukturen in Frage.

Mehr noch. Eine offene Unternehmenskultur erhöht die Verletzlichkeit von Unternehmen, denn sie bedeutet totale Transparenz. Dagegen gibt es Programme, die die IT-Sicherheit erhöhen, aber wirksam hilft nur verantwortungsvolle Unternehmensführung. Denn immer mehr Mitarbeiter stellen Wahrheit über Loyalität.

Zielgerichtet zu klugen Köpfen

Mit 500 Millionen Nutzern weltweit und 10 Millionen in Deutschland ist Facebook der Star unter den sozialen Medien. Der typische Facebook-Top-Nutzer ist englischsprachig, unter 40, joggt mit Adidas-Schuhen und tut das der Welt auch noch kund. Als Zielmarkt mag das viele deutsche Mittelständler kalt lassen. Aber als Rekrutierungsfeld potentieller Mitarbeiter? Bis 2050 wird Deutschland um etwa 10 Millionen Menschen schrumpfen, schon jetzt haben 30% der deutschen Arbeitgeber Probleme bei der Stellenbesetzung. Da ist Kreativität gefragt.

Zielgerichtet zu klugen Köpfen

Zielgerichtet zu klugen Köpfen

Vom „global village“ zur „lokalen Drehscheibe“

Viele Web-User sind „Lokalpatrioten“. Ein Viertel aller Suchanfragen bei Google hat lokalen Bezug und ein beträchtlicher Anteil der E-Mail Kommunikation bewegt sich innerhalb des gleichen städtischen Raums. Auch das rasant wachsende mobile Internet, das den physische Aufenthaltsort seines Nutzers verrät, zahlt auf das Potenzial des Internet als „Lokalmedium“ ein. Augmented Reality Anwendungen, heute schon als preisgünstige Apps zu bekommen, verbinden auf Knopfdruck reale Objekte mit dem gesammelten Internetwissen. Für Handel, Tourismus und Verkehr bieten sich dadurch völlig neue Formen des Kundenkontakts.

Intelligenz für den Aufbruch zu einer „leichten Ökonomie“

Die Energie von zwei Google-Suchen kann einen Wasserkessel zum Kochen bringen. Die Datenzentren der Welt produzieren heute ungefähr so viel CO2-Emissionen wie die Niederlande oder Argentinien. Das ist die eine Seite. Aber intelligente Gebäude sparen Energie und nur smarte Stromnetze können das volle Potenzial erneuerbarer Energien ausschöpfen. Moderne Technologie ermöglicht, dass wir Automobilität im Minutentakt mieten und selbst Rechenkapazität wird zum Service, wie beim Cloud Computing. Fast jedes Produkt ist heute als Service denkbar. Das leitet den Übergang von einer ressourcen-intensiven Besitz-Ökonomie zu einer „leichten Ökonomie“ der Nutzung im Bedarfsfall ein. Und dieser Service wird nicht pauschal, sondern individuell berechnet. Wenn das Auto „mitdenkt“, dann richtet sich der Versicherungstarif nicht mehr nach dem Alter, sondern nach dem tatsächlichen Fahrverhalten.

Intelligenz für den Aufbruch zu einer “leichten Ökonomie”

Intelligenz für den Aufbruch zu einer “leichten Ökonomie”

Digitale Chancen der Zivilgesellschaft

Die zunehmende Vernetzung der Gesellschaft ist eine gute Nachricht, denn sie macht Menschen schneller erreichbar als je zuvor. Das freut das Marketing, es ermöglicht aber auch neue Formen der Bürgerbeteiligung. Städte wie Boston oder San Francisco haben ihre kommunalen Datenpools für Entwickler geöffnet, und die wiederum erleichtern mit kleinen, nützlichen Anwendungen den direkten Dialog mit den Einwohnern. Per Smart Phone melden Bürger, wo Schlaglöcher zu beseitigen sind oder lassen sich auf Knopfdruck das nächstgelegene Wertstoffdepot anzeigen.

Neue Medien verändern auch den politischen Dialog. Ob Unruhen in Tibet oder im Iran, ob Stuttgart 21 oder Castor-Transport – der Protest gegen findet auf professioneller technischer Grundlage statt. Twitter, Blogs und Videoschnipsel bei Youtube erlauben einer Gegenöffentlichkeit, sich zu formieren und verleihen ihr eine hörbare Stimme. Für Unternehmen und die Politik wird der offene Dialog mit Konsument und Bürger überlebenswichtig.

Nur Helden wollen smarte Dinge

Ein hochintelligentes Armband schlägt medizinischen Alarm, wenn die Vitaldaten seines Trägers kritisch werden; auf der Autobahn meldet ein Auto dem nachfolgenden einen Stau hinter einer Kuppe; die Arzneimittelpackung gibt weiter, dass sie beim Transport überhitzt wurde. Schon bald werden via Internet mehr durch Chips aufgeschlaute Alltagsdinge kommunizieren als Menschen – das Internet der Dinge. Mit positiven Folgen. Verkehr wird effizienter fließen, Pakete werden direkter und sicherer ihr Ziel finden und das schont auch die Umwelt. Logistik, Mobilität, Infrastruktur und Gesundheit werden sich spürbar ändern.

Das klingt gut. Doch akzeptiert werden solche Technologien erst, wenn sie uns verstehen, uns sofort weiterbringen, wenn sie uns in Sicherheit wiegen, wenn sie uns Spaß bereiten, schlicht – wenn sie uns zu Helden machen. Letztendlich schlägt die Empathie für den Nutzer jeden Hightech-Schnickschnack.

Digitale Kulturtechniken statt „Opferschutz“

In den nächsten zwei Jahren wird sich die weltweite Informationsmenge versechsfachen. Die Datenmenge in den Unternehmen wächst in dieser Zeit um das 50-fache, sagen die renommierten US-Blogger von Technorati. Eine ausufernde Copy-Kultur (cc und bcc) müllt uns zu. Es droht die „digitale Ich-Erschöpfung“. Smartphones verwischen die Grenzen zwischen Job und Freizeit. Jeder dritte Erwerbstätige ist jederzeit erreichbar, auch am Wochenende und im Urlaub. Wer sich einmal im Netz entblößt, bleibt immer nackt. Rufe nach Vorschriften und Gesetzen werden laut.

Was wir dringend brauchen, sind neue digitale Kulturtechniken, z.B. ein Gefühl für zuverlässige Quellen, handwerkliches Geschick bei unserer Vernetzung und den Mut zum Ausschalten.